Invasive Neophyten
01/04/2023
Neophyten („Neue Pflanzen“)
sind gebietsfremde Pflanzen,
die ursprünglich nicht in Europa
heimisch waren. Sie kamen erst
nach der Entdeckung Amerikas
1492 nach Europa oder andere
Gebiete.
Durch den Menschen
begaben sich die Pflanzen –
absichtlich oder auch nicht – auf
Reisen. Einige kamen mit dem
Schiff oder dem Zug, andere
mit dem Transport von Waren.
Anschließend breiteten sie sich
vor allem in den letzten 200
Jahren, durch Wind, Wasser und
Wurzelwerk von den Gärten auf die
Naturstandorte aus. Sie sind eine
Folge der Globalisierung.
Viele Neophyten verwildern (noch)
nicht und integrieren sich gut in die
neue Umgebung und sind teils wichtige
Zier- und Nutzpflanzen wie Dahlien,
Kartoffel oder Tomate, sie sind in Europa
nicht winterhart. Einige bilden in kurzer
Zeit beständige Populationen, pflanzen
sich selbst fort, breiten sich stark aus
und verdrängen die einheimische Flora.
Letztere sind invasive Neophyten,
konkurrenzstarke Pflanzen welche
meist schädlich für die Biodiversität, die
Wirtschaft und Gesundheit sind. Die
sogenannten Transformer unter ihnen
verändern den Standort, die Vegetation
und somit die Landschaft völlig und
stören die Wechselwirkungen mit
anderen Organismen wie z.B. seltenen
Schmetterlingsarten.
Das Jahresthema 2023 in den Gärten
von Schloss Trauttmansdorff widmete sich
den invasiven Neophyten. Ein Parcours
im Garten zeigte an verschiedenen
Standorten 35 Arten der eingewanderten
Pflanzen und beschrieb ihre negativen
Auswirkungen auf die Umwelt. Aber
auch Tipps zum richtigen Umgang mit
diesen Pflanzen waren dabei.
Ob eingeschleppt: Einmal hier, wird man sie
so schnell nicht mehr los. Ein Beispiel
für einen invasiven Neophyten ist der
giftige Riesenbärenklau: Ein Hautkontakt
gefolgt von Sonnenexposition reicht
aus, um bei Menschen schwere
Verbrennungen auszulösen.
Andere ungebetene Gäste in vielen
Gewässern sind die Kanadische &
die Nuttalls Wasserpest. Sie stören
Badegäste am See und schaffen
es in kurzer Zeit, dass es keine freie
Wasserfläche mehr zum Schwimmen gibt.
Und dann gibt es einen invasiven
Neophyten, der es im 17. Jahrhundert
sogar in die Pariser Haute Cuisine
geschafft hat: Topinambur. Seine
inulinhaltige Knolle wurde schon in
vorkolumbianischer Zeit und später auch
am französischen Hof genutzt. Dort galt
er lange als Leckerbissen, bis er in Europa
feldmäßig angebaut wurde und von
der Kartoffel verdrängt worden ist. Zum
Futter für Haus- und Wildtiere degradiert,
war der Weg in die Wildnis leicht.
Neophyten sind auch eine
Herausforderung im Hinblick auf
den Klimawandel, der es vielen
wärmeliebenden mediterranen oder
subtropischen „Neupflanzen“ leicht
machen wird, Fuß zu fassen.
Es gilt also aufzupassen, wenn man
sich „Neue Pflanzen“ in den Garten
holt. Einige sollte man am besten ganz
vermeiden, andere sind sogar mit
EU-Gesetz verboten. Daher wollen wir
als Trauttmansdorff sensibilisieren und
zur Verantwortung aufrufen.