Starke Pflanzen

Pflanzenstärkung und Schädlingsbekämpfung

11/02/2025
Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff
Eine nachhaltige Gartenpflege fördert gesunde Pflanzen und das biologische Gleichgewicht. Dabei helfen Präparate zur Pflanzenstärkung und der Einsatz von Nützlingen. Auf Pflanzenschutzmittel − egal ob biologisch oder konventionell − kann weitgehend verzichtet werden.
Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff haben in den vergangenen Jahren schrittweise vom Pflanzenschutz auf Pflanzenstärkung umgestellt. Wir setzen weder konventionelle noch biologische Pflanzenschutzmittel ein, sondern verwenden organische Dünger, Pflanzenextrakte, Komposttees und Mikroorganismen. Diese machen den Boden lebendig und die Pflanzen stark und widerstandsfähig. Auch auf das biologische Gleichgewicht wird geachtet, damit Nützlinge und Schädlinge sich die Waage halten. Wir bearbeiten eine Fläche von zwölf Hektar mit einer großen Pflanzenvielfalt, wofür eine große Menge an Pflanzenstärkungsmitteln ausgebracht werden muss. Nicht immer ist es möglich oder sinnvoll, diese selbst herzustellen, deshalb greifen wir meist auf im Handel erhältliche Produkte zurück. Wer mit einer kleineren Menge an Stärkungsmitteln auskommt, kann viele dieser Mittel auch selbst herstellen.

Ökologisches Gärtnern

Eines sei vorweg gesagt: Wer in seinem Garten auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel verzichten will und stattdessen zu pflanzenstärkenden Mitteln greift, der braucht Geduld und Ausdauer. Da kann schon mal die Rosenhecke dem Mehltau zum Opfer fallen und die Weinrebe ihre Blätter traurig hängen lassen. Dann ist vor allem eines gefragt: experimentieren und ausprobieren! Bis der richtige Stärkungstrank für die Pflanzen zusammengestellt ist, kann manchmal etwas Zeit vergehen. Beim ökologischen Gärtnern geht es darum, die richtige Balance zu finden und zu tolerieren, dass die Pflanzen nicht immer perfekt aussehen. Wenn die Stärkungsmittel aber erst einmal wirken, dann zahlt sich die Mühe aus: Das Ergebnis ist ein Garten oder Balkon voller starker Pflanzen − ohne schädliche Pestizide und im Einklang mit der Natur. Wenn auch du auf Pflanzenschutzmittel verzichten willst, solltest du nicht nur deine Pflanzen stärken, sondern auch auf einen gesunden Boden, die Auswahl der geeigneten Pflanzen und des richtigen Standortes sowie die Förderung von vielen fleißigen Nützlingen achten.

Gesunder Boden

Besonders wichtig für die Pflanzengesundheit ist ein lebendiger, reich mit Mikroorganismen besiedelter Boden. In einem einzigen Gramm Boden finden sich Milliarden an Bakterien, Pilzen, Algen und Einzellern. Um dieses Bodenleben nicht zu (zer-)stören, sollte die Erde schonend bearbeitet und mit einer Mulchschicht vor rauer Witterung und Austrocknung geschützt werden. Die beste Unterstützung für einen lebendigen Boden bieten Kompost und Komposttees – sie decken als organischer Dünger nicht nur den Nährstoffbedarf der Pflanzen, sondern erhöhen gleichzeitig auch die Zahl der Mikroorganismen im Boden und verbessern die Bodenstruktur durch einen höheren Humusanteil. Der pH-Wert des Bodens ist ebenfalls von Bedeutung für das Pflanzenwachstum, denn ein ungünstiger pH-Wert kann die Nährstoffaufnahme behindern. Um den genauen pH-Wert zu ermitteln, empfiehlt sich eine Bodenprobe.

Echter Mehltau auf den Blättern der Banks-Rose (Rosa banksiae)

Wollläuse auf Zitruspflanze (Citrus)

Schneckenfraß an Funkienblättern (Hosta)

Pflanzen- und Standortwahl

Naturnahes Gärtnern startet mit der Auswahl der Pflanzen und ihren Ansprüchen an Boden und Klima. Vor dem Pflanzenkauf sollte geklärt werden, welchen Standort diese bevorzugen: Sonne, Halbschatten oder Schatten, hoher oder geringer Wasserbedarf müssen dabei ebenso wie die Winterhärte berücksichtigt werden. Schlechte Standortbedingungen beeinträchtigen Wachstum und Entwicklung der Pflanze und verursachen Stress – und gestresste Pflanzen sind anfälliger für Schädlinge und Krankheiten. Pflanze und Standortbedingungen müssen also zusammenpassen. Zusätzlich empfiehlt sich die Auswahl spezieller Sorten, die über eine besondere Krankheits- und Schädlingsresistenz verfügen.

Nützlinge

Nützlinge bestäuben Blüten, halten Schädlinge in Schach, sorgen für den Aufbau von Humus und stellen den Wurzeln Nährstoffe bereit. Ein naturnaher Garten mit vielen heimischen, ökologisch wertvollen Pflanzen mit einfachen, ungefüllten Blüten bietet Bestäubern ein reichhaltiges Büffet und lädt sie zum Bleiben und Wiederkommen ein. Damit das ganze Jahr über Nektar und Pollen als Nahrung vorhanden sind, ist Vielfalt – in Form verschiedener Pflanzen und unterschiedlicher Blühzeitpunkte – wichtig. Nützlinge können gekauft werden. Diese werden vor allem in Gewächshäusern eingesetzt, doch Florfliegenlarven (gegen Blattläuse), Raubmilben (gegen Spinnmilben) oder verschiedene Nematoden (gegen Dickmaulrüssler, Engerlinge und Maulwurfsgrillen) erfüllen auch im Freiland ihren Dienst. Doch nur wenn im Garten keine für das Bodenleben schädlichen Pflanzenschutzmittel verwendet werden, können sich solche Nützlinge dauerhaft ansiedeln. Wenn der Garten nicht genügend natürliche Unterkünfte bietet, können Insektenhotels eine sinnvolle Ergänzung sein.

Organische Düngung und Pflanzenstärkung

Gesunde, kräftige Pflanzen sind weniger krankheitsanfällig und stecken einen Befall leichter weg. Dabei helfen organische Dünger und pflanzenstärkende Mittel: Sie tragen dazu bei, dass die Pflanze Abwehrstoffe ausbildet, die es angreifenden Pilzen, Bakterien oder Schädlingen sehr viel schwerer machen, sich anzusiedeln. Gleichzeitig kann die Pflanze dem Boden leichter die benötigten Nährstoffe je nach Bedarf entnehmen. Zum Einsatz kommen Kompost, Komposttees, Brühen, Jauchen und verschiedene organische Dünger. Ideal sind Bodendünger, die Mykorrhiza-Pilze enthalten. Diese vergrößern die Oberfläche der Wurzeln und die Pflanzen können dadurch mehr Nährstoffe und Wasser aufnehmen. Wichtige Ausgangsstoffe für pflanzenstärkende Mittel sind Brennnessel, Ackerschachtelhalm oder Knoblauch. Als abschreckende Mittel, sogenannte Repellents, dienen ätherische Öle wie Zitronen- und Orangenöle, die mit ihrem intensiven Geruch Schädlinge von der Pflanze fernhalten.

Welche Ausgangsstoffe man wie anwenden kann

Stoff/Repellent: Ackerschachtelhalm
Anwendung: Als Brühe/Jauche: Alle frischen Austriebe regelmäßig bespritzen. Wirkt gegen Pilzerkrankungen und Schädlinge wie z. B. Spinnmilben und Blattläuse.
Stoff/Repellent: Backpulver
Anwendung: Gegen Echten Mehltau als Backpulvermischung (10 g in 1 l Wasser auflösen). Pflanzen damit tropfnass bespritzen.
Stoff/Repellent: Brennnessel
Anwendung: Als Jauche allgemein stärkend und gesund erhaltend, wirkt auch gegen Pilzerkrankungen. Wird gespritzt.
Stoff/Repellent: Chili
Anwendung: Vertreibt, in eine Jauche oder Brühe gemischt, als Spritzung schädliche Insekten wie z. B. Zikaden bei Tomatensträuchern.
Stoff/Repellent: Komposttees
Anwendung: Zur Gesunderhaltung und Kräftigung damit all jene Pflanzen gießen, die gegenüber Pilzerkrankungen empfindlich sind, z. B. Rosen gegen Echten Mehltau.
Stoff/Repellent: Knoblauch
Anwendung: Als Jauche/Tee: Zur Gesunderhaltung und Stärkung von Pflanzen, die gegenüber Pilzkrankheiten empfindlich sind. Vertreibt auch schädliche Insekten/Käfer wie z. B. Blattläuse. Wird gespritzt.
Stoff/Repellent: Milch oder Molke
Anwendung: Milch/Molke mit Wasser gemischt im Verhältnis 1 : 9. Hilft als Spritzung bei Pflanzen, die gegenüber Pilzkrankheiten wie z. B. Echten Mehltau empfindlich sind.
Stoff/Repellent: Rainfarn
Anwendung: Rainfarn vertreibt saugende Insekten wie Blattläuse, Weiße Fliegen, aber auch Raupen, und wirkt gegen Falschen Mehltau. Wird gespritzt.
Stoff/Repellent: Zitronen- und Orangenöle
Anwendung: Sehr gut gegen Wollläuse oder Schmierläuse. Achtung: Nur bei Temperaturen unter 20 °C spritzen!
Stoff/Repellent: Zwiebel
Anwendung: Als Tee/Jauche: Allgemein kräftigend, hilft Pflanzen, die gegenüber Pilzinfektionen empfindlich sind, z. B. Beerensträucher und Obstbäume; Abwehr der Karottenfliege. Wird gespritzt.

Grundrezepte

Pflanzenbrühe:

1 kg Pflanzenmaterial mit 10 l Wasser übergießen und 24 Stunden ziehen lassen, aufkochen und 20 bis 30 Minuten leicht köcheln; anschließend abseihen. Die Brühe wird im Verhältnis 1 : 5 verdünnt von Frühling bis Sommer alle 2 bis 3 Wochen über die Pflanzen gespritzt.

Pflanzenjauche:

1 kg Pflanzenmaterial in einem Kübel mit 10 l Wasser 14 Tage gären lassen, dabei gelegentlich umrühren. Die fertige Jauche wird im Verhältnis 1 : 10 bis 1 : 20 verdünnt alle 1 bis 2 Wochen zu den Wurzeln gegossen. Etwas Steinmehl, auf die Oberfläche gestreut, bindet den unangenehmen Geruch.

Komposttee:

Kompost in einen Stoffbeutel füllen und über Nacht in einen Eimer Wasser hängen. Der Komposttee kann anschließend verdünnt einmal pro Woche zu den Wurzeln gegossen werden bzw. man kann damit die gesamte Pflanze übergießen, dann wirkt der Tee als Spritzung und Düngung zugleich. Im Handel sind auch Fertigprodukte erhältlich.

Beim Ausbringen mancher Pflanzenstärkungsmittel sind die richtigen Ausgangsstoffe und die passende Dosis entscheidend. Hier geht Probieren über Studieren – zuweilen braucht es mehrere Versuche, bis man die richtige Mischung in der richtigen Dosis herausgefunden hat und das Ergebnis den Erwartungen entspricht. Grundsätzlich gilt: Stärkungsmittel früh am Morgen oder am Abend ausbringen und niemals bei direkter Sonneneinstrahlung, sonst kann es zu Verbrennungen kommen. Zudem sollten die Mittel gelegentlich gewechselt werden, damit die Schädlinge sich nicht daran gewöhnen. Ein Nachteil der Pflanzenstärkung: Der Effekt hält nur relativ kurz an, etwa sieben bis zehn Tage, und alles, was nachwächst, ist ungeschützt. Daher müssen die Stärkungsmittel mindestens alle zwei Wochen angewendet werden, um ausreichend Schutz zu gewähren. Auch nach einem Regenguss sollten die Pflanzen erneut mit den Stärkungsmitteln behandelt werden. Während der Umstellung auf eine ökologische Gartenpflege können Stärkungsmittel auch in Kombination mit herkömmlichen Pflanzenschutzmitteln angewendet werden, allerdings sollten die verschiedenen Behandlungen immer getrennt voneinander durchgeführt werden, da wenig über die Verträglichkeit von konventionellen und biologischen Produkten bekannt ist.

Ein kleiner Tipp noch:

Manche Pflanzenstärkungsmittel können ganz schön stinken. Wohlriechende Zitrusöle können den unangenehmen Geruch etwas überdecken.