Starke Pflanzen
Pflanzenstärkung und Schädlingsbekämpfung
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Ökologisches Gärtnern
Eines sei vorweg gesagt: Wer in seinem Garten auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel verzichten will und stattdessen zu pflanzenstärkenden Mitteln greift, der braucht Geduld und Ausdauer. Da kann schon mal die Rosenhecke dem Mehltau zum Opfer fallen und die Weinrebe ihre Blätter traurig hängen lassen. Dann ist vor allem eines gefragt: experimentieren und ausprobieren! Bis der richtige Stärkungstrank für die Pflanzen zusammengestellt ist, kann manchmal etwas Zeit vergehen. Beim ökologischen Gärtnern geht es darum, die richtige Balance zu finden und zu tolerieren, dass die Pflanzen nicht immer perfekt aussehen. Wenn die Stärkungsmittel aber erst einmal wirken, dann zahlt sich die Mühe aus: Das Ergebnis ist ein Garten oder Balkon voller starker Pflanzen − ohne schädliche Pestizide und im Einklang mit der Natur. Wenn auch du auf Pflanzenschutzmittel verzichten willst, solltest du nicht nur deine Pflanzen stärken, sondern auch auf einen gesunden Boden, die Auswahl der geeigneten Pflanzen und des richtigen Standortes sowie die Förderung von vielen fleißigen Nützlingen achten.
Gesunder Boden
Besonders wichtig für die Pflanzengesundheit ist ein lebendiger, reich mit Mikroorganismen besiedelter Boden. In einem einzigen Gramm Boden finden sich Milliarden an Bakterien, Pilzen, Algen und Einzellern. Um dieses Bodenleben nicht zu (zer-)stören, sollte die Erde schonend bearbeitet und mit einer Mulchschicht vor rauer Witterung und Austrocknung geschützt werden. Die beste Unterstützung für einen lebendigen Boden bieten Kompost und Komposttees – sie decken als organischer Dünger nicht nur den Nährstoffbedarf der Pflanzen, sondern erhöhen gleichzeitig auch die Zahl der Mikroorganismen im Boden und verbessern die Bodenstruktur durch einen höheren Humusanteil. Der pH-Wert des Bodens ist ebenfalls von Bedeutung für das Pflanzenwachstum, denn ein ungünstiger pH-Wert kann die Nährstoffaufnahme behindern. Um den genauen pH-Wert zu ermitteln, empfiehlt sich eine Bodenprobe.
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Echter Mehltau auf den Blättern der Banks-Rose (Rosa banksiae)
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Wollläuse auf Zitruspflanze (Citrus)
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Schneckenfraß an Funkienblättern (Hosta)
Pflanzen- und Standortwahl
Naturnahes Gärtnern startet mit der Auswahl der Pflanzen und ihren Ansprüchen an Boden und Klima. Vor dem Pflanzenkauf sollte geklärt werden, welchen Standort diese bevorzugen: Sonne, Halbschatten oder Schatten, hoher oder geringer Wasserbedarf müssen dabei ebenso wie die Winterhärte berücksichtigt werden. Schlechte Standortbedingungen beeinträchtigen Wachstum und Entwicklung der Pflanze und verursachen Stress – und gestresste Pflanzen sind anfälliger für Schädlinge und Krankheiten. Pflanze und Standortbedingungen müssen also zusammenpassen. Zusätzlich empfiehlt sich die Auswahl spezieller Sorten, die über eine besondere Krankheits- und Schädlingsresistenz verfügen.
Nützlinge
Nützlinge bestäuben Blüten, halten Schädlinge in Schach, sorgen für den Aufbau von Humus und stellen den Wurzeln Nährstoffe bereit. Ein naturnaher Garten mit vielen heimischen, ökologisch wertvollen Pflanzen mit einfachen, ungefüllten Blüten bietet Bestäubern ein reichhaltiges Büffet und lädt sie zum Bleiben und Wiederkommen ein. Damit das ganze Jahr über Nektar und Pollen als Nahrung vorhanden sind, ist Vielfalt – in Form verschiedener Pflanzen und unterschiedlicher Blühzeitpunkte – wichtig. Nützlinge können gekauft werden. Diese werden vor allem in Gewächshäusern eingesetzt, doch Florfliegenlarven (gegen Blattläuse), Raubmilben (gegen Spinnmilben) oder verschiedene Nematoden (gegen Dickmaulrüssler, Engerlinge und Maulwurfsgrillen) erfüllen auch im Freiland ihren Dienst. Doch nur wenn im Garten keine für das Bodenleben schädlichen Pflanzenschutzmittel verwendet werden, können sich solche Nützlinge dauerhaft ansiedeln. Wenn der Garten nicht genügend natürliche Unterkünfte bietet, können Insektenhotels eine sinnvolle Ergänzung sein.
Organische Düngung und Pflanzenstärkung
Gesunde, kräftige Pflanzen sind weniger krankheitsanfällig und stecken einen Befall leichter weg. Dabei helfen organische Dünger und pflanzenstärkende Mittel: Sie tragen dazu bei, dass die Pflanze Abwehrstoffe ausbildet, die es angreifenden Pilzen, Bakterien oder Schädlingen sehr viel schwerer machen, sich anzusiedeln. Gleichzeitig kann die Pflanze dem Boden leichter die benötigten Nährstoffe je nach Bedarf entnehmen. Zum Einsatz kommen Kompost, Komposttees, Brühen, Jauchen und verschiedene organische Dünger. Ideal sind Bodendünger, die Mykorrhiza-Pilze enthalten. Diese vergrößern die Oberfläche der Wurzeln und die Pflanzen können dadurch mehr Nährstoffe und Wasser aufnehmen. Wichtige Ausgangsstoffe für pflanzenstärkende Mittel sind Brennnessel, Ackerschachtelhalm oder Knoblauch. Als abschreckende Mittel, sogenannte Repellents, dienen ätherische Öle wie Zitronen- und Orangenöle, die mit ihrem intensiven Geruch Schädlinge von der Pflanze fernhalten.
Welche Ausgangsstoffe man wie anwenden kann
Grundrezepte
Pflanzenbrühe:
1 kg Pflanzenmaterial mit 10 l Wasser übergießen und 24 Stunden ziehen lassen, aufkochen und 20 bis 30 Minuten leicht köcheln; anschließend abseihen. Die Brühe wird im Verhältnis 1 : 5 verdünnt von Frühling bis Sommer alle 2 bis 3 Wochen über die Pflanzen gespritzt.
Pflanzenjauche:
1 kg Pflanzenmaterial in einem Kübel mit 10 l Wasser 14 Tage gären lassen, dabei gelegentlich umrühren. Die fertige Jauche wird im Verhältnis 1 : 10 bis 1 : 20 verdünnt alle 1 bis 2 Wochen zu den Wurzeln gegossen. Etwas Steinmehl, auf die Oberfläche gestreut, bindet den unangenehmen Geruch.
Komposttee:
Kompost in einen Stoffbeutel füllen und über Nacht in einen Eimer Wasser hängen. Der Komposttee kann anschließend verdünnt einmal pro Woche zu den Wurzeln gegossen werden bzw. man kann damit die gesamte Pflanze übergießen, dann wirkt der Tee als Spritzung und Düngung zugleich. Im Handel sind auch Fertigprodukte erhältlich.
Beim Ausbringen mancher Pflanzenstärkungsmittel sind die richtigen Ausgangsstoffe und die passende Dosis entscheidend. Hier geht Probieren über Studieren – zuweilen braucht es mehrere Versuche, bis man die richtige Mischung in der richtigen Dosis herausgefunden hat und das Ergebnis den Erwartungen entspricht. Grundsätzlich gilt: Stärkungsmittel früh am Morgen oder am Abend ausbringen und niemals bei direkter Sonneneinstrahlung, sonst kann es zu Verbrennungen kommen. Zudem sollten die Mittel gelegentlich gewechselt werden, damit die Schädlinge sich nicht daran gewöhnen. Ein Nachteil der Pflanzenstärkung: Der Effekt hält nur relativ kurz an, etwa sieben bis zehn Tage, und alles, was nachwächst, ist ungeschützt. Daher müssen die Stärkungsmittel mindestens alle zwei Wochen angewendet werden, um ausreichend Schutz zu gewähren. Auch nach einem Regenguss sollten die Pflanzen erneut mit den Stärkungsmitteln behandelt werden. Während der Umstellung auf eine ökologische Gartenpflege können Stärkungsmittel auch in Kombination mit herkömmlichen Pflanzenschutzmitteln angewendet werden, allerdings sollten die verschiedenen Behandlungen immer getrennt voneinander durchgeführt werden, da wenig über die Verträglichkeit von konventionellen und biologischen Produkten bekannt ist.
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Gegen Schädlinge muss man nicht immer mit irgendwelchen Mitteln vorgehen, gerade am Anfang reichen meist manuelle Maßnahmen: Schädlinge wie Kartoffelkäfer, Kohlweißlingsraupen oder Schnecken kann man nämlich auch absammeln oder abbürsten. Schnecken lassen sich vor allem frühmorgens oder spätabends aufsammeln. Triebe, die stark von Schädlingen befallen sind, schneidet man am besten ab. Kranke Pflanzenteile sollten immer sofort entfernt werden, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Wichtig dabei: Immer scharfe Werkzeuge verwenden und häufig desinfizieren, um die Übertragung von Krankheitserregern zu vermeiden!