Zwischen Schlangen, Kräutern und Küchentöpfen
Ein Beitrag zum Podcast "We need you" des Touriseums
von Josef Hofer
In einem malerischen Dorf namens Tisens, inmitten der atemberaubenden Landschaft von Südtirol, wurde am 11. September 1907 eine bemerkenswerte Frau geboren - meine Mutter, Filomena Hofer, geborene Langebner. Von Kindesbeinen an zeigte sie eine außergewöhnliche Verbindung zur Natur und eine tiefe Liebe für die Berge und Wälder rund um Tisens.
Schon früh in ihrer Jugendzeit entdeckte sie ihre Fähigkeit, mit Tieren umzugehen, insbesondere mit Schlangen. Mutig und furchtlos fing sie die Schlangen ein und verkaufte sie an die örtliche Apotheke. Ihr Ruf als kundige "Goashirtin" verbreitete sich in der Region.
Mit der Zeit jedoch entwickelte sie eine neue Leidenschaft - die Kochkunst. Sie begann eine Lehre als Köchin, wobei leider der genaue Ort nicht überliefert ist. Doch ihre Talente blieben nicht unentdeckt, und sie erhielt die Möglichkeit, in renommierten Hotels und Gasthäusern zu arbeiten. Das Gasthaus Schluff in Maria Himmelfahrt am Ritten, das Hotel Pemmelmann in Kematen am Ritten und das Hotel Post in Spondinig waren einige der Stationen, an denen sie ihre Kochkünste verfeinerte.
Während ihrer Zeit am Ritten zog sie die Aufmerksamkeit einiger Gäste aus Mailand auf sich, die sie für ihre kulinarischen Fähigkeiten und ihre warmherzige Art bewunderten. Sie wurde von einer einflussreichen Familie aus der Vermouth-Hersteller-Dynastie angeworben, möglicherweise handelte es sich dabei um die Familie Censano oder die Familie Martini. Diese wertvolle Erfahrung ermöglichte es ihr nicht nur, die Geheimnisse der italienischen Küche zu erlernen, sondern auch die italienische Sprache zu beherrschen.
Nach einigen Jahren kehrte sie nach Südtirol zurück und setzte ihre erfolgreiche Karriere in verschiedenen Hotels und Gasthäusern fort. Schließlich führte ihr Weg sie in das idyllische Gasthaus Alpenrose in Walten, das bis heute besteht. Dort traf sie meinen Vater, einen fleißigen Metzger, der sich regelmäßig zu den Bauern begab, um hochwertiges Fleisch zu beziehen.
Die beiden verliebten sich ineinander und heirateten 1938. Sie entschieden sich dafür, das Gasthaus Frick in St. Leonhard im Passeier zu übernehmen, das auch eine Metzgerei beinhaltete.
1963 haben meine Eltern das Gasthaus Sandwirt in St. Leonhard übernommen. Von nun an waren sie Pächter dieses traditionsreichen Hauses, das seit 1896 im Besitz der Tiroler Matrikelstiftung war. Die Geschichte des Gasthauses reichte bis ins Kaiserhaus Österreich zurück und war ein Schatz von adeliger Herkunft, denn es wurde von Grafen und Baronen aus dem Tiroler Raum und dem Raum Trient geführt.
Im Laufe der Jahre führten sie das Gasthaus mit Hingabe und Erfolg, und es wurde zu einem beliebten Treffpunkt für Reisende und Einheimische gleichermaßen. Meine Mutter half nicht nur in der Küche, sondern half auch im Service und überall dort, wo sie gebraucht wurde. Ihr Fleiß, ihre Herzlichkeit und ihre kulinarischen Fertigkeiten wurden von allen geschätzt.
Und so lebt die Schlangenfängerin, Ziegenhirtin und Köchin weiter in den Geschichten, die in den gemütlichen Stuben der Gasthäuser erzählt werden, und in den Herzen derjenigen, die von ihrer Hingabe zur Gastronomie und zur Natur inspiriert wurden.
Eine Aktion des Touriseums im Rahmen der Sonderausstellung "We need you!"